Impressionen von der 24. Deutschen Meisterschaft

Kürzlich fand nach mehreren Jahren Pause endlich die 24. Deutsche Meisterschaft im Lockpicking statt. Immerhin hat das lange Warten auch einen positiven Aspekt – Jahreszahl und Auflage der Meisterschaften stimmen nun überein.

Austragungsort war in diesem Jahr, wie auch schon teilweise in der Vergangenheit, die Räumlichkeiten des Attraktor Makerspaces in Hamburg.

Dieser Beitrag soll euch einen kleinen Einblick in das Wochenende liefern. Die reinen Ergebnisse der Wettkämpfe finden sich etwas weiter unten im Blog.

Der Freitag diente den ortsfremden Teilnehmern zur Anreise und am Abend gab es ein Zusammensitzen in kleiner Runde. So oft sehen sich die meisten von uns ja nicht persönlich und da ist so ein Abend eine willkommene Gelegenheit sich über alte Geschichten, die Zeit seit dem letzten Treffen und aktuelle Entwicklungen in der Schlosswelt auszutauschen.

Da die Wettkampftage zudem recht lang sein können, wird üblicherweise auch schon das Zeitnahmesystem vorbereitet. Das System bei dem jeder Teilnehmer seinen eigenen großen roten Buzzer hat um eine erfolgte Öffnung zu signalisieren ist seit seiner Entstehung das Highlight jeder Veranstaltung und ermöglicht es auch bei einer größeren Anzahl an Teilnehmer alle Öffnungen korrekt zu erfassen.

Das Hauen auf den Buzzer ist neben dem Ruf „Offen!“, integraler Bestandteil einer Öffnung.

Der Samstag begann, wie traditionell üblich, mit der Vorrunde des Hangschlosswettkampfes. Alle Teilnehmer wurden per Auslosung auf zwei Tische verteilt.

Die zu öffnenden Vorhängeschlosser, eine Mischung aus klassischen Systemen und einigen weniger verbreiteten Exemplaren, wurden vom Verein gestellt. Die Schlösser der Hauptrunde sind auf dem Bild zu sehen und beinhalteten dieses Jahr z.B. die Systeme Burg Wächter Alutitan, Profi und Diamant, Abus Titalium, 85/40 und das Bohrmuldensystem EC75, sowie das Squire LN4.

Jeder Teilnehmer hatte dann maximal 5min um das ihm zugewiesen Hangschloss zu öffnen. Nach dem Ablauf der Zeit werden die Schlösser im Uhrzeigersinn weitergereicht und das ganze Prozedere wiederholt sich, bis sich jeder Wettkämpfer an jedem Schloss versuchen konnte. Am Ende kamen die drei Teilnehmer mit den meisten Öffnungen pro Tisch weiter ins A-Finale. Die Plätze 4–6 kamen in das B-Finale.

Insgesamt waren die Vorrunden im Ergebnis sehr eng da mehrere Teilnehmer alle Wettkampfschlösser öffneten. Auch im Finale war es bis zuletzt spannend da einige Teilnehmer unerwarteterweise Schlösser nicht öffneten welche sie an anderen Tag vor keinerlei Herausforderungen stellen würden. Vielleicht machte sich hier die Wettkampfpause bemerkbar. Erst in der letzten Runde entschied sich der Wettkampf mit einem dann doch klaren und runden Ergebnis. So erzielte der Gewinner 6 Öffnungen, der Zweitplatzierte 5 Öffnungen und der Drittplatzierte 4 Öffnungen.

Als zweiter Wettkampf fand die Blitzöffnung statt. Bei diesem Spaßwettkampf stellen sich alle Teilnehmer im Kreis auf. Jeder Teilnehmer tritt mit seinem eigenen Schloss an und muss dieses in einer Minute in der Hand öffnen. Gelingt die Öffnung wird mit dem Nachbarn getauscht. Nun versucht dieser sich an dem Schloss und muss es ebenfalls in einer Minute öffnen. Bei Nichtöffnung scheiden die Teilnehmer aus. Der Wettkampf ist zu Ende, wenn 3 Teilnehmer oder weniger übrig geblieben sind. In diesem Jahr gab es 2 Sieger.

Am Samstagnachmittag erfolgte dann die Vorrunde für die Handöffnung – die so genannte Königsdisziplin. Bei diesem Wettkampf tritt jeder Teilnehmer mit seinem eigenen Schloss an und muss dieses innerhalb von 5min öffnen um am Wettkampf teilnehmen zu dürfen. Die Eigenöffnung ist für viele der aufregendste, manche sagen gar schlimmste, Aspekt des Wochenendes. Alle anderen Teilnehmer haben dann jeweils 15min um sich an den teilweise sehr hochwertigen Systemen zu versuchen. Wie auch bei der Hangöffnung gab es zwei Tische in der Vorrunde. Dieses Jahr traten die Sportler unter anderem mit folgenden Systemen an: ABUS TS5000, ABUS XD25, DOM IX 5KG, ABUS XP2, DOM Saturn, DOM Twinstar. Da es sich um handverlesene Systeme handelt sind die mitgebrachten Exemplare teils resistenter als durchschnittliche System der Baureihen. Dem sachkundigen Leser wird aufgefallen, dass der Wettkampf dieses Jahr sehr bohrmuldenlastig war. Dies ist nicht jedes Jahr der Fall und auch hochwertige Zackenschlüsselsysteme wie zum Beispiel ein ASSA TWIN 6000 hatten in der Vergangenheit schon ihren Weg in den Wettkampf gefunden.

Am Sonntagmorgen erfolgten schließlich die Finalrunden der Handöffnung. Unter anderem der DOM IX 5KG, ein älteres und durchaus zu überwindendes System, werte alle Öffnungsversuche ab. Die Teilnehmer waren sich schnell einige, dass es an der üppigen „Lost Place Lotion“ lag. Nicht alle Wettkampfzylinder sind Neuware. Insgesamt wurden von den beiden Teilnehmern auf den ersten beiden Plätzen die gleiche Anzahl, aber teils unterschiedliche Systeme geöffnet. Somit entschied am Ende eine Differenz von 60s. in der Gesamtzeit über Sieg oder Platz 2.

Die letzte Disziplin des Wochenendes war dann Freestyle. Hier werden üblicherweise Systeme im „Baumarktsegment“ schnellstmöglich zerstörungsfrei geöffnet. Die maximale Wettkampfzeit beträgt 5min pro Schloss. Neben dem klassischen Lockpicking sind hier auch Hilfsmittel wie Schlagschlüssel, Elektropicks und Pickdecoder erlaubt. Die Zylinder werden vom Verein gestellt und umfassten dieses Jahr z.B. Systeme wie ABUS C83, Wilka 1400, BKS 8800, Winkhaus XR, Winkhaus keytec RPE, ABUS EC550, ABUS XP2S. Durch den möglichen Einsatz von Elektropicks sind insbesondere die ersten Wettkampfsekunden ein akustisches Erlebnis. Wie es aussehen kann wenn eine Runde perfekt läuft sieht man auf dem Öffnungszettel von Marc aus der Vorrunde.

Im Finale wurde es dann nochmal richtig spannend. Der ABUS XP2S werte alle Öffnungsversuche ab und wurde erst nach dem Wettkampf erfolgreich entsperrt. So lag die Verantwortung beim Winkhaus keytec RPE für die Entscheidung zu sorgen der sich in der letzten Runde in 4:44min geschlagen geben musste.

ImSchatten360

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